AUSSTELLUNG

exposicion

„Der Mauerfall und Lateinamerika“: Erinnerungen als soziale Praxis und Ermächtigung


Der Fall der Berliner Mauer ist ein historisches Ereignis von großer Bedeutung für den Beginn des Endes des Kalten Krieges und für die deutsche Zeitgeschichte. In diesem Zeitraum fanden in Berlin verschiedene Migrationsströme statt, wobei die lateinamerikanische Migration keine Ausnahme bildete. Die Geschichten der Migrant*innen vom lateinamerikanischen Kontinent haben jedoch weitaus weniger Präsenz in den hegemonialen Erinnerungsdiskursen über dieses Ereignis in Deutschland, trotz der wichtigen Rolle, die Lateinamerika als geopolitischer Raum mit seinen Militärdiktaturen und Guerillakonflikten gespielt hat. Das partizipative Projekt „Der Mauerfall und Lateinamerika: gemeinsam eine verflochtene Geschichte erzählen“ schlägt eine Gegenerzählung vor, die diese Geschichten in den Mittelpunkt stellt. Es handelt sich um ein Oral History-Projekt, das darauf abzielt, diese noch nicht überlieferten und noch nicht bekannten Geschichten aufzuarbeiten sowie sichtbar zu machen: Wie lebten die Lateinamerikaner*innen damals in Berlin? Was waren ihre Kämpfe, ihre Bedürfnisse und ihre Formen der Selbstorganisation? Was können wir heute aus diesen Erfahrungen lernen? Oral History ist ein Studienbereich und eine Methode zur Sammlung, Bewahrung und Interpretation der Stimmen und Erinnerungen von Individuen und Communities, an vergangenen Ereignissen. Es geht darum, zuzuhören und gehört zu werden. Es geht um die Vergangenheit und darum, wie die Menschen der Vergangenheit Bedeutung verleihen. Durch diese Methode und einen partizipativen Austausch wurden verborgene, vergessene oder verdrängte Erinnerungen kollektiv an die Oberfläche gebracht und (re)konstruiert, wobei bei diesen Prozessen sie umgeformt, umgedeutet und aktualisiert wurden. All diese eins vernachlässigten Erinnerungen sind Teil der vielfältigen und multikulturellen Berliner Migrantengesellschaft. Das Kollektiv Corriente Sur setzte auf den intergenerationellen Austausch als Teil ihres eigenen Lernens als Post-Mauerfall-Migrant*innen.

Fabiola Arellano Cruz


Fachbegriffe, die dieses Projekt beeinflusst haben

Oral History:

Studienbereich und Methode zur Sammlung, Bewahrung und Interpretation der Erinnerungen von Menschen an vergangenen Ereignissen.

Unterirdische Erinnerungen:

Ansatz, der die Analyse der Erinnerungen der Ausgegrenzten, der Marginalisierten und der Minderheiten durch mündliche Überlieferung privilegiert und der als Gegenentwurf zum „offiziellen Gedächtnis“ steht.

Koloniale Migrant*nnen:

Menschen, die nach Deutschland ausgewandert sind, die aber nicht aus den ehemaligen deutschen Kolonien stammen, jedoch strukturell den subalternisierenden Platz der Kolonialität hierzulande einnehmen.

Kolonialität:

Der von Aníbal Quijano geprägte Konzept der Colonialidad bezieht sich auf das Andauern kolonialer Machtverhältnisse, welche u.a. die Wissensproduktion, ästhetisch-kulturelle Bewertungen und die Auffassung von Geschichte beinhaltet.

PROGRAMM

TAG 1

Mittwoch, 9. November, 19:00 Uhr.
**Eröffnung**
Gespräch und Vorstellung des Projekts.
Teilnehmerinnen:
– Esther Andradi
Autorin
– Teresa Casanueva
Bildende Künstlerin
– Teresa Cosci
Direktorin von Andenbuch, Buchhandlung und Kulturraum
Diskussion auf Spanisch mit deutscher Übersetzung.

TAG 2

Donnerstag, 10. November, 19:00 Uhr.
**Internationale Solidarität und Lateinamerika**.
Diskussion in einem gemischten spanisch-deutschen Format.
Teilnehmer*innen:
– Carmen Rojas
Nationale Menschenrechtskommission (Conadeh) 1982-1989 Amnesty International Peru – Amnesty International Deutschland Unterstützung 1989-1991
LA + FDCL
– Bertram Hanssum
Mitglied der Koordinierungsgruppe Peru von Amnesty International 1976-1987
Mitglied der Koordinierungsgruppe Kolumbien von Amnesty International 1988-1990

TAG 3

Freitag 11. November. 19:00 Uhr.
**Poesie und Protestplatten**
Mit María Magdalena González und Nancy Sánchez Pérez.
Musik bei DJs Radio don Perrito

TAG 4

Sonntag, 13. November. 17:00 Uhr.
**Lateinamerikanischer Essensabend von LAFI**.

TAG 5

Montag, 14. November. 18:00 Uhr.
**Cuentos de “La Cueva”
**Kurzgeschichten aus “La Cueva”.
Erzählt von Luis Meneses.

TAG 6

Dienstag, 15. November. 19:00.
**Finissage**
Mit dem kubanischen Filmemacher Ricardo Bacallao.
Vorführung der Filme “Playing Mambo with Mozart” und “Cubans on the Edge of the Berlin Wall”. Diskussion mit dem Regisseur.

Fotos von Lidita Producciones und Irene Rojas Erlenbach.
Fotos von Corriente Sur.